*9.8.1942 Chicago - Jack DeJohnette - +26.10.2025 bei Woodstock : Jazz Drummer, Pianist
Was ist passiert ?
Mir wurde gesagt, der Jack DeJohnette sei gestern, am Sonntag, verstorben. Rrrums ! Das hatte gesessen ! Ich muss sagen, Jack DeJohnette ist einer meiner großen Hauptlieblinge. Das was man von ihm sieht, ohne ihn näher zu kennen, ein feiner, reflektierter, durchaus liebenswerter Zeitgenosse. Und dann halt, was man von ihm hört. Jack DeJohnette war als der Drummer mehr als beachtlich. Man meinte, ihn schon vor dem ersten Anschlag herauszuhören. Hör genau hin, das ist Jack DeJohnette ! Er verfolgte keinen gradlinigen Rhythmus, wie ein Stein übers Wasser geschmissen. Nein, die Steine flogen rechts, links, halbrechts, in hohem Bogen, in kleinen Pflätscherdibbele. D.h., er umsorgte die klare rhythmische Idee mit orna-mentalen Wasserspielen. Es gab stets mindestens 15 rhythmische Grundideen, 10 Arme und Beine in Bewegung. In alle Richtungen. Die auch noch harmonierten, mal einer den anderen den Vortritt ließ. Oder kaum hörbar agierten. Eine Dynamik, die in jedem Fluss hochinteressant gestaltet wurde.
Ich will blos sagen, ich verfolge Jack DeJohnette seit 50 Jahren. Oder auch, Jack DeJohnette verfolgt mich seit 50 Jahren. Er bringt kaum mal eine Musik, die mir weniger gefällt . Alles ist Klasse. Wenn man auf einer Platte "Mit Jack De Johnette" las, dann war die Scheibe im Fokus. Quasi abgesegnet. Der Drummer als Garantie für Qualität.
Wo habe ich Jack DeJohnette zum erstenmal gesehen ?
Das steht an einem anderen Ort : Musik zum Kraftschöpfen - 8 - Von Nina Hagen bis Jack DeJohnette
Ganz unten bei Nr. 45 habe ich Jack DeJohnettes Piano Exerzitien erwähnt, auf dem ersten ZMF 1983, Zelt-Musik-Festival-von-Alexander-Heisler, noch auf dem alten Messplatz. Von daher das Foto oben mit einem ZMF Zelt, bei Jack DeJohnette. Ja, wer den Trommler gerne hörte, hörte auch den Pianisten gerne.
Miles Davis Live At The Isle Of Wight Festival 29-08-1970
Ein kleiner Sprung zeitlich zurück. Miles Davis machte sich dran, Jazz aus der Steckdose zu spielen. Und, je nachdem, wurde es ein Starkstromauftritt. Es war die Idee der Generationenübergreifenden Hochleistungsgeneratoren. Seit jener Entwicklung gilt Jazz-Strom und Rock-Strom, gleichgeschaltet, als gesellschaftsfähiger Wechselstrom. Mitten drinne, als Drummer : Jack DeJohnette, der das Hackfleisch würzte. Er war dabei bei "Bitches Brew", bei "On the Corner" , bei den Live Auftritten vor massig Zuschauern. Isle of Wight - Festival, das britische Pendant zu Woodstock. Inflationäre Zählungen treiben die Zuschauerzahl im Lauf der Zeit in die Höhe, 600.000 sollen es gewesen sein. Also ich war nicht dort.
Call it anything (35:16) (auf YT geladen von "Bell Boyd")
Chick Corea- electric piano / Gary Bartz- alto & soprano saxophones / Keith Jarrett- electric organ / Dave Holland- bass guitar / Airto- percussions / Jack DeJohnette- drums / Miles Davis - stromtrompete.
Was für eine namhafte Band. Miles wurde gefragt, wie die Stücke geheißen haben. Er sagte: Nenn es, wie du willst - Call it anything . Die Musik hatte Mischungen vom Bitches Brew Material.
Ein obercooler spannender Auftritt dieser Mileserianer. Holland betreut alles stoisch verantwortungs-bewußt, dieser Ron Weasley am Bass. Moreira schrubbt was weg was ihm in die Finger kommt. Er scheint etwas verängstigt wegen der Masse. Aber macht auch mal den Schiedsrichter, mit der Trillerpfeife.. Holland und DeJohnette lachen sich mal den Ast ab, keiner hats gesehen. Miles mustert ab und zu ins Publikum, ob einer vorzeitig geht. Corea etwas die sachliche Stütze im Hintergrund. Achtsam. Gary Bartz, Töne aus dem Mundstück und Simultanschreie dazu. Schöne Soli ! Jarrett wagt ein extatisches Solo, Hüfte, Schultern und Schädel mit unmöglichen Motionen. In der Masse der Fans kann ihn keiner einweisen. Und Miles ? Bleibt Miles wie er spielt und kracht.
Die Musik ist anstrengend, spannend, der Auftritt sensationell. Ob die Rockfans Schadens-ersatz wollten?
Cannonball Adderley - New Orleans Strut - Jazz Fusion (auf YT von "A FLG Maurepas")
Es gab immer ein paar High-Lights zu entdecken. Vor allem wenns bunt zuging. Die Fusion Musik hier, nicht straight gekonnt akademisch langweilig, sondern noch durchsetzt mit authentischem Jazzfeeling. Es ist nicht alles voll glatt, aber glatt voll.
Julian « Cannonball » Adderley (Alto & Soprano Sax) / Nat Adderley (Cornet) / Alvin Baptiste (Reeds) / George Duke (Electric Piano) / Alphonso Johnson (Bass) / Jack DeJohnette (Drums) / Airto (Percussion) Recorded in 1975
Jack DeJohnette's Directions - Flying Spirits (13:58)
Oberstufe , ich war so 17 , wir durften dann auch mal in Kunstunterricht , auf Wunsch, Musik mitbringen. Ich zögerte nicht lange, hatte Cassetten und Rekorder am Start, solche Revoluzzer waren wir . Ich spielte gewagte Dinge, aus dem Radio aufgenommen, Joachim-Ernst Berendt ließ grüßen. Ein erstes Stück war "Flying Spirits" von "Jack DeJohnette` s Directions". Selsame anstrengende schwirrende Musik. Die ganzen Geister flogen durcheinander zu einer imponierenden Klangwolke. Jack DeJohnette überall und nirgends. Eine Klassenkameradin, die wie Katja Ebstein aussah, bemerkte "Tolle Musik. Sehr gut!" Das hatte ich nicht erwartet. Das tut bis heute gut. Jack DeJohnette sei Dank !
Die Playlist von "Untitled" (1976)
Drums, Composer: Jack DeJohnette / Electric Guitar, Acoustic Guitar: John Abercrombie / Tenor Saxophone, Soprano Saxophone: Alex Foster / Electric Bass, Bass ( Vocal): Mike Richmond / Digital Piano, Keyboards: Warren Bernhardt
Jack DeJohnette als Sideman - Mittendrinn
Collin Walcott - Cloud Dance (5:47)
Collin Walcott – sitar, tabla / John Abercrombie – guitar / Dave Holland – bass / Jack DeJohnette - d ; veröffentlicht : 1976
Tja, die bald Gateway Trio Band, "begleitet" Collin Walcott. Das ist ja alles untrennbar mit Freiburg, ZMF, Audimax Jazzkonzerte, die Robin Trower Verwechslung Ralph Towners, der tödliche Unfall Collin Walcotts bei Magdeburg, assoziiert.
Musik : stark, kräftig, die Wolken dicht, die Melodie schwebend, dem Bassist macht keiner was vor, die Sitar-Exotic, die melodisch-rhythmischen Einprägsamkeiten. Ganz stark.
Playlist - die Wolken und die Saiten im Himmel - Collin Walcott - Cloud Dance
Noch ein Beispiel als Sideman - Klein, ganz Groß
Feebles, Fables And Ferns 1978 - (08:01)
Guitar : Mick Goodrick / Baritone Saxophone : John Surman / Double Bass : Eddie Gomez / Drums : Jack DeJohnette
Was ist da los ? Auf jeder Gut-Jazz-Kompilation auf Cassetten von mir, kommt das Stück gut an. Meine Schwester, Jazzfremd, horcht auf. Die Stimmung, das Baritonsaxophon, schmeicheln. Dass später wild improvisiert wird, fällt nicht ins Gewicht. Das Hauptmerkmal aber, schaut mal wann man Jack DeJohnette mitspielen hört. Ein scheues Snare-Schrubben nehme ich nach 1,5 Minuten wahr. Jack hätte bestimmt pünktlich gekonnt, war aber wohl noch beim meditieren ..
Hier heißt es : Weniger ist mehr. Beziehungsweise : In der Kürze liegt die Würze.
Die kleine Aufzählung wichtigster Scheiben (76 - 97)
Mal eine kleine Bemerkung am Rand. Das Reinstellen hier, der für mich eingeprägten Jack DeJohnette Musik, das ist viel, gell. So werde ich hier noch ein paar Juwelen aufzählen, die sind alle stark, wie das hier bisher gezeigte. Meilensteine. Z.T. hypnothisches Trio Gegurke im besten Sinne, z.T. meditative Musizierzurückhaltung, bis zum Tiefschlaf, absolut gesund ! Man kann das monatelang laufen lassen.
Zu Schulzeiten wurde ich von KlassenkameradInnen angesprochen : Ah, hast Du die Gateway, ich hab die Gateway 2 gehört, Aaah, ist die klasse !! Da wußte ich, Gateway 2 muss her. Gut dass sie mir das gesagt hatte. Wir hatten sonst nie gesprochen, hier konnte ich mich aber gefühlsmäßig verlassen !
Gateway - 1976 / Gateway 2 - 1978 / Gateway Homecoming - 1995 /
Gateway In the moment - 1996
Parallel Realities - 1990 / Dancing with Nature Spirits - 1996 / Oneness - 1997
Nach rund 10 Jahren ..
.. Jack DeJohnette`s Special Edition ..
.. mit gleichem Bandnamen und überraschenden Musikerwechsel, große Saxophonisten, mit bunter ernsthafter Jazzmusik, mal Eric Dolphy, mal Coltrane, mal Monk gedenkend, echt was Spezielles, erscheint 1988 :
"Audio-Visualscapes"
Das erste Stück sehr eingängig. Mit dem nächsten Album "Parallel Realities" sollte sich das fortsetzen.
PM´s AM 5:56
Jack DeJohnette - Drums, Keyboards / Mick Goodrick - Guitar / Greg Osby - Alto and Soprano Sax /Lonnie Plaxico - Bass / Gary Thomas - Tenor Sax, Flute, and Bass Clarinet
--> Playlist "Audio-Visualscapes" (Album)
Hancock, Holland, Metheny, DeJohnette
Nach unter Miles Fittichen, sind die Talente alte Haudegen.
Irgendwann machen sie die Superband :
Playlist : Hancock, Holland, Metheny, DeJohnette (Live 1990)
Erstes Sück "Shadow Dance" geht los mit dem sukessiven Aufrufen und Erscheinen, nebst Spielen, der Musiker. Ich glaube, eine Konzerteröffnung à la Herbie . Sowas gefällt mir.
Als YT-Fenster habe ich noch verlinkt, "Blue", weil das eines jener Stücke ist, aus der Feder DeJohnettes, die klar Jazzklassiker sind, und keiner weiss es.
Blue (DeJohnette) - 7:08
In der Verwandtschaft / Bekanntschaft schlug diese Musik ein wie ein "Schataleu Briol Duzier" - das verheißende Gericht, das keiner kennt und alle wollen. Eine Vorzüglichkeit. .. Mit einem Kollegen sind wir in die Liederhalle gefahren. Stuttgart. Tolles Konzert. Sehr geschmeidig .
Miroslav Vitous - Universal Syncopations 2003 (4:35)
Double Bass – Miroslav Vitous / Drums – Jack DeJohnette / Guitar – John McLaughlin / Piano – Chick Corea / Soprano Saxophone, Tenor Saxophone – Jan Garbarek
Das Stück 1. "Bamboo Forest" ist so klasse, Ein vehementer Ohrwurm. Vom Prager Vitous, der war mal bei Weather Report. Also ich muss diese Scheibe auch noch etwas entdecken. Aber auf den Ohrwurm Stück 1, lass ich nichts kommen. Klasse.
Die Playlist "Universal Syncopations"
Additional players on 2 - 4 :
Wayne Bergeron Trumpet / Valerie Ponomarev Trumpet, Flugelhorn / Isaac SmithTrombone
Ja was macht er denn jetzt ?
Da kommt Jack DeJohnette 2012 in fortgeschrittenem Alter, noch mit Überraschungen daher. Sowas hat er noch nie gespielt : Gesänge, locker Soli, lateinamerikanische Tupfer, karibische Nuancen, Exotik-Feeling, auch paar ernstzunehmende Eigentitel, Überraschungs Gäste , Tradidional-Quellen. Das Klavier ist ein Klavier. Die Felle wohl entspannt. Sehr angenehm.
Diese Musik entfaltet vom ersten Höreindruck eine wohltuende Faszination. Eine Musikalität schlechthin. . Zauberhaft.
Jack ! Gut gemacht !
Jack Dejohnette - Salsa for Luisito 6:56
Jack DeJohnette (Drums, Piano, Vocals), Esperanza Spalding (Bass, Vocals), Lionel Loueke (Guitar), Ambrose Akinmusire (Trumpet), Luisito Quintero (Percussion, Vocals), Bruce Hornby (voc) .
Back to the Roots - "Hudson" - 2017 - 10:56
Mit modernem Spiel, tritt die ALL-Star Band eine Reise in die Vergangenheit an. Aber mit dem Wissen von heute. Sie kommen da her, sie kennen sich aus, Woodstock ist mehr als Vergangenheit. Dylan, Hendrix, Joni Mitchell - es wird allen gedacht. Mit sagenhaftem Interplay. Die zaubern mit einer Selbstverständlichkeit ..
In der Playlist ist ein Hudson Album Teaser, also das ist nicht fröhlich Schwarzwald, zum Kuckuck, das erinnert arg unterschwellig an amerikanische Thriller. Sie kennen sich, arbeiten, aber der Wald nimmt sich seine Opfer. Oh Jack Nicholson nocheinmal ...
Playlist Full Album DeJohnette-Grenadier-Medeski-Scofield : "Hudson"
ZUGABE
Die Angels freuen sich auf den irdisch Groove
Und Jack liefert. Drummerworld. "Funky Groove". Die Angels sind entzückt .
-E-N-D-E-
Hi Kuche-Bub ! Sehr schöne Zusammenstellung von exquisiter Jack DeJohnette Musik. Nebst persönlicher Anmerkungen. Das wertet diesen Jazz kollosal auf. Ich kenne jetzt auch nicht jeden Jack DeJohnette Bätsch, aber Deine Beispiele animieren, den ganzen Tag Jack DeJohnette zu hören. Dieses ganze Jack DeJohnette Oeuvre ist schon großartige Musik. Klasse finde ich auch den "Funky Groove" von Drummerworld. Relativ einfacher Grund Groove, verfeinert mit stetigen Hoppla Variationen.
AntwortenLöschenIch empfehle ein Konzert vom Beyond Trio-Wien-2006 In "Saudades" - Funk goes to Future ..
Hallöchen Jazzer !
AntwortenLöschenVielen Dank für Deine konzentrierte Reaktion. Jaja, das Konzert in Wien Open Air. Das ist ja eine Steinruinenstädte, wie eine mittelalterliche Festung, oder ein Ex-antikes Theater. Genau, wie die Auftritte vom Trio in Lyon (Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette). Im antiken Theater bei den "Nuits de Fourviere". Unvergessliche Athmosphäre. Jaja, die Eeestreicher haben das auch zu bieten. Zeitlos.
Habe die Eeehre, werter Jazzer, noch auf eine Jack DeJohnette Beteiligung hinzuweisen, Ein Album, was für Furore sorgte, von Pat Metheny. Damals, im Jahr 1980/1981. Hochkaräter werden zusammengetrommelt : Michael Brecker/ Dewey Redman, Charlie Haden, also Haden füllt 80% der Lautsprecher, Jack setzt nochmal einen drauf, auch Brecker in anderen Sphären. Die Musik ist eigentümlich : Wischereien auf der Gitarre, Grundlagenfolklore, klare Melodien, und dann doch ausgiebige Solos in frieien Sphären. Macht richtig Spaß. diese MonoDualenTriolen im Quartett. Und jeder bekommt sein ausgiebiges Solo. Da wird nichts unter den Teppich gekehrt..
Pat Metheney - 80/81 : "Two Folk Songs"
„…doch ausgiebige Solos in frieien Sphären.“ ——>. .. in freien Sphären …
Löschen